Jeder hat eine nahezu visuelle Vorstellung von Zeit in seinem Kopf, die ihm als natürlich erscheint. Häufig sind wir uns daher gar nicht bewusst, dass es im Alltag zwei nahezu gegensätzliche Modelle von Zeit gibt und jedes hat seine Vor- und Nachteile.
Bei uns in den westlichen Ländern ist es üblich, das nördliche Modell im Kopf zu haben. In diesem Modell bewegt sich die Zeit wie ein Zahlenstrahl von links nach rechts. Häufig geht unser Blick nach links, wenn wir versuchen, etwas aus der Vergangenheit abzurufen. Und wenn wir die Zukunft, die rechts von uns liegt, betrachten, fällt es uns leicht, diese zu planen, da sie linear voranschreitet.
Dieses Zeitmodell ist somit praktisch, wenn wir uns auf die Vergangenheit beziehen und möglicherweise daraus lernen wollen, und wenn wir planen wollen, in welche Richtung unsere Zukunft gehen soll oder welche Meilensteine wir gerne sehen wollen.
Es gibt aber auch noch das südliche Zeitmodell, bei dem die Vergangenheit hinter einem liegt, man selber immer in der Gegenwart steht und die Zukunft nebulös vor einem liegt. Ich finde diese Sicht auf persönlicher Ebene sehr interessant, denn die Vergangenheit liegt hinter mir; meine Augen sind nach vorne gerichtet und ich blicke nicht ständig hinter mich. Was in der Vergangenheit passiert ist, spielt keine Rolle in der Gegenwart. Da die Zukunft nur nebulös vor mir liegt und somit nicht planbar ist, kann ich einfach immer nur Schritt für Schritt in Richtung Zukunft gehen und bleibe doch immer in der Gegenwart.
In diesem Zeitmodell geht es darum, im Hier und Jetzt zu leben.
Beide Zeitmodelle haben also ihren eigenen Zweck und ich wünsche mir, dass ich für mein eigenes Leben beide Modelle gleichzeitig anwenden kann – das nördliche Modell, wenn ich reflektieren und planen möchte, und das südliche Modell, für den Alltag, um im Moment zu bleiben.
Welches Zeitmodell nutzt du normalerweise und hattest du bereits von dem anderen Modell gehört?